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Titel
L'Ombre du Diable. Michee Chauderon, Derniere Sorciere Execute a Geneve


Autor(en)
Porret, Michel
Erschienen
Chêne-Bourg 2009: Editions Médecine et Hygiène-Georg
Anzahl Seiten
259 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Kathrin Utz Tremp, Staatsarchiv Freiburg

Michée Chauderon, geboren im Jahr 1602 oder 1603, wurde am 6. April 1652 als letzte Hexe in der Republik Genf hingerichtet. Die Hexenverfolgungen hatten hier insgesamt 70 Todesopfer gefordert, 47 Frauen und 23 Männer. Michée Chauderon war katholisch, aus Savoyen, Witwe und Wäscherin sowie Heilerin, alles Eigenschaften, die sie marginalisierten und zu einem geeigneten Opfer machten. Sie wurde allerdings zuerst gehängt und erst dann verbrannt, wahrscheinlich ein Akt der Gnade. Die Akten ihres Prozesses werden als eines von insgesamt 24.783 Strafdossiers im Staatsarchiv Genf aufbewahrt, eine einzigartige Serie, die weit herum ihresgleichen sucht. Der Fall hat viel Aufsehen erregt, angefangen bei Voltaire, der von Michelle Chaudron anstatt von Michée Chauderon sprach, bis zu Corinna Bille und den Feministinnen (in den 1970er Jahren). Seit 2001 (1997?) trägt eine Strasse in Chêne-Bougerie (Agglomeration von Genf), wo Michée Chauderon dem Teufel begegnet sein soll, ihren Namen. Eine erste Edition des Prozesses erschien 1888; im vorliegenden Buch wird sowohl dieser Prozess neu ediert als auch ein Prozess erstmals ediert, der der gleichen Frau bereits 1639 gemacht worden war. Damals wurde sie wegen Unzucht verurteilt, denn sie war mit dem Kind eines Mannes schwanger, der bei einem Sturz von einem Pferd umgekommen war, und lebte mit einem Witwer zusammen. Die beiden wurden zusammen aus der Stadt verbannt, verloren das Kind und verheirateten sich, worauf der Mann 1646 an einem heftigen Fieber starb. Die Witwe brachte sich als Wäscherin und Bleicherin sowie Heilerin durch, seit 1648 wieder in Genf. Im Jahr 1652 wurde sie von acht Frauen angeklagt, dass sie zwei Mädchen verhext und sich geweigert habe, den Zauber wieder wegzunehmen. Bemerkenswert ist, dass Michée Chaudron während des Prozesses nicht weniger als dreimal medizinisch untersucht wurde, weil erst von Nyon herbeigezogene Gutachter ein Hexenmal gefunden haben wollten. – Das Buch ist in konzentrischen Kreisen organisiert, vielleicht weil es das Resultat eines Seminars ist, das im akademischen Jahr 2008–2009 abgehalten wurde, eher zu seinem Schaden, denn gewisse Informationen werden an mehreren Orten gegeben und man muss sie zusammensuchen (die nach Michée Chauderon genannte Strasse: 32, 71f., 85f.; Voltaires Reaktion: 33, 96ff.). Es kann auch nicht angehen, das Phänomen der Hexerei nach Pierre de Lancre (1533–1630) zu schildern, einem Juristen, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Baskenland Prozesse führte und seine Erfahrungen seit 1612 zu Papier brachte, insbesondere um seine Zeitgenossen von der Existenz einer teuflischen Sekte zu überzeugen; es gibt inzwischen genügend kritische Literatur, um das Phänomen der Hexenverfolgungen in der frühen Neuzeit und seine Hintergründe zu schildern.

Zitierweise:
Kathrin Utz Tremp: Rezension zu: Michel Porret, L’ombre du Diable. Michée Chauderon, dernière sorcière exécutée à Genève (1652), avec la coll. de Ludovic Maugué/Sonia Vernhes Rappaz e. a., Préface d’Alessandro Pastore, Chêne-Bourg, Editions Médecine et Hygiène-Georg, 2009. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 105, 2011, S. 542-543.

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